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Donnerstag, 1. September 2016

Frankreich extrem Part 2, Tag 4

Sonntag, 28.08.2016

Heute soll es also direkt ins Vercors gehen. Zuvor muss eine Grundlage her:

6,50 € für das Frühstück im Hotel sind kein Schnäppchen, aber es ist ganz ok und vor allem spart es Zeit. Und die kann ich in der Gegend hier mit dem Motorrad vor der Tür viel besser nutzen!

Schon um 08:00 Uhr morgens kuschelige 21 Grad auf der D106 kurz hinter Seyssins Richtung Lans-en-Vercors

Aber die Wärme im Tal täuscht. Morgens ist es oben auf dem Plateau noch richtig frisch. Ich schätze, es sind so um die 12 Grad. Einen so großen Unterschied habe ich nicht erwartet. 

Kommt mir bekannt vor, die Stelle...

Brrrrh, etwas schattig hier

Ich arbeite mich erstmal Richtung Süden vor, der Vercors Klassiker ist das erste Ziel: das Combe Laval. 


Kurz vor Erreichen des Combe Laval lockt diese Beschilderung. Ich biege nach links ab, um mir den Col de l'Echarasson anzusehen. Spart euch den Weg! Das ist eine völlig unspektakuläre Straße, die durch den Wald führt. Hübsch, aber interessant wie ein Waldweg im Elm. Die Passhöhe wäre ohne Schild kaum wahrzunehmen. Ich kehre wieder um und fahre nun recht über den Col de la Machine. Der ist für sich genommen auch keine längere Anreise wert. Erinnert an die B4 in Torfhaus, Harz, aber ohne Brockenblick...

Fast in Steinwurfentfernung beginnt aber das Combe Laval. 

Beeindruckend 

Auch diese Foto täuscht etwas. Hier ist ordentlich Verkehr!

Nach dem Befahren der Straße nach Villard Notre Dame gestern wirkt es hier geradezu lieblich. 

Blick zurück 

Meine Rundtour führt mich wieder nach Norden nach Pont-en-Royans. Von dort möchte ich via Route de Presles zu den Gorges du Nan. 

Route de Presles

Durch die Galerie im Felsen führt die Straße. Sieht so aus, als wäre da ein oben ein Totenkopf in den Fels gemeißelt...

Die Straße ist ein echtes Highlight. Es ist so gut wie kein Verkehr hier. 

Nachdem ich dieses Mal hinter Presles rechts (!) abbiege um endlich, endlich, endlich die Gorges du Nan zu besichtigen, droht sich Ungemach an. Beim letzten Mal war es dieses Klopfen des Motors der RD. Dieses Mal fahre an so einem Schild mit der Aufschrift "Route barrée" vorbei... Das glaube ich nicht, da kann nur eine andere Straße gemeint sein!! Ich fahre weiter und nach 5 km...

...geht nichts mehr. Die Georges du Nan sind wegen Bauarbeiten komplett gesperrt!!! Hatte der Typ auf dem schweren Tourer, der mir vorhin entgegen kam, unter seinem offenen Klapphelm deswegen so gegrinst..? 

Schade, schade. Um auf die andere Seite der Gorges du Nan zu gelangen, muss ich nun 35 km im großen Bogen zurück fahren. Da wären mir schattige fünf Kilometer in der senkrechten Felswand lieber gewesen!

Isère mit Vercors

Nachdem ich mich auch auf der anderen Seite persönlich von der Straßensperrung überzeuge, 


steuere ich wieder den Campingplatz Le Grande Forêt in Saint-Etienne-de-Crossey an. Der nette Platzwart nimmt noch nicht mal mit gutem Zureden auch nur einen Cent dafür an, dass ich dort Auto und Hänger 3 Tage lang abgestellt habe!! "You 're welcome" sagt er. Toller Campingplatz und super hilfsbereite Leute hier!


Aber jetzt ist die Luft raus. Für eine weitere Nacht im Zelt habe ich keine Ruhe. So kann ich bereits Montag wieder zur Arbeit, die mich ruft. 

Also Bike auf Hänger gehievt, verzurrt und Abflug nach Deutschland zu einer recht gewagten Zeit: 16:30 Uhr.

Durchfahren ist dann doch nicht drin. Bei Alsfeld, Hessen schlafe ich im Auto. Geht dank dem Camping-Kissen von Therm-A-Rest überraschend gut. Aus dem geplanten Nickerchen von einer Stunde werden sechs!

Eierlegende Wollmilchsau, 189 kg sind es ohne Gepäck

Trotz der gesperrten Gorges du Nan war die Tour ein voller Erfolg und ein großes Erlebnis. Die Triumph hat sich wieder als super zuverlässig und für alles geeignet erwiesen. Der Verbrauch lag in den Bergen bei 4,6 Litern im Schnitt. Das erachte ich für abrufbare 106 PS und einen brachialen Durchzug schon ab 2.500 U/min als sparsam. Die Klangkulisse des Dreizylindermotors ist - insbesondere in Tunneln - ein Erlebnis für sich. 

Die Triumph Ingenieure haben auch (unfreiwillig, wie ich annehme) eine geniale Schotterwarnung in das Motorrad eingebaut. Gerade auf den Straßen in Frankreich ist oft kaum zu erkennen, ob der Schotter auf dem Asphalt festgefahren ist und super Grip bietet oder dieser nur lose aufliegt und für einen sofortigen Abgang ins Grüne bzw. in die Schlucht sorgen kann. Sobald auch nur ein Steinchen locker ist führt das bei der Streety zu einem recht lauten Klackergeräusch, das sofort warnt. Es entsteht durch das enge Anliegen des Kotfügels (oder "Schutzbleches") am Vorderrad. 

Gewundert habe ich mich wieder, wie schnell alle andere Biker unterwegs sind. Alle (!) haben mich überholt, ich niemanden. Wenn ich mal spaßeshalber versucht habe, mit dem Tempo der anderen mitzuhalten, habe ich das nach spätestens zwei Kurven aufgegeben. Zum einen breche ich mir ansonsten wahrscheinlich den Hals, zum anderen sehe ich dann einfach nichts mehr von der grandiosen Landschaft. Wenn ich voller Konzentration auf ein Asphaltband stieren muss, brauche ich dafür nicht in die Alpen oder sonstwo hinfahren. Aber jeder so, wie er mag.