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Montag, 30. Mai 2016

Frankreich extrem, Tag 2 (Teil 2)

Freitag, 27.05.2016 (zweiter Teil)

Jetzt ist es später Nachmittag. Ich sitze im Hotel. Die RD 80 hat, so denke ich irgendwas mit der Kurbelwelle oder so. Das hört sich schon nach einem zumindest beginnenden Motorschaden an. In die Berge kann ich mit dem Motorrad in diesem Zustand jedenfalls nicht mehr fahren. Da laufe ich Gefahr, irgendwo in der Pampa liegen zu bleiben. Außerdem wird sich der Zustand des Motors dadurch sicherlich nicht gerade verbessern. Von daher beschließe ich, dass Motorrad nicht mehr zu bewegen.

Dumm gelaufen, aber nicht zu ändern. 

Ein Highlight muss ich mir dennoch unbedingt anschauen: den Col du Chaussy. Da muss ich dann eben mit dem Auto hinfahren.

Sämtliche Highlights hatte ich mir bereits zu Hause notiert und bei Google Maps entsprechend markiert. So ist es ein leichtes, die jeweilige Strecke dorthin zu navigieren. Für meine Verhältnisse ist das nahezu das Maximum an Urlaubsplanung.
Diese Wahnsinns – Straße ist so circa eine Fahrstunde entfernt. Also nichts wie hin.

Für den Hinweg wähle ich die Autobahn Richtung Albertville. 


Auf den Gipfeln liegt noch Schnee

Dann geht es Richtung Modane auf die A 43. Die Straße beginnt in dem Örtchen Montvernier. 


Wer diese Kapelle sieht, ist richtig

Unten im Örtchen sammelt sich gerade eine Gruppe Harley Fahrer zur kurzen Pause. Ich glaube die haben keine Ahnung, in welcher unmittelbaren Nähe sie sich zu einem absoluten Motorradhighlight befinden.


Suchbild: Bitte wo ist hier die Passstraße?


Sieht aus wie ein handelsüblicher asphaltierter Wirtschaftsweg... (Sicht zurück in den Ort)

Aber der Blick nach oben ist schwindelerregend. Die Wand wirkt optisch nahezu senkrecht. Die Kehren sind auf handgeschichtete Mauern gesetzt. Hoffentlich halten die... Die Straße ist so schmal, dass ein Wenden mit meinem Auto schlicht ausgeschlossen ist. Auch anderer Verkehr ist nicht ersichtlich. So zugewachsen wirkt die Straße wie verwunschen und völlig aus der Zeit gefallen. Nur die Vögel zwitschern. Eine unbeschreibliche Stimmung. 

Das ist definitiv der erste Pass in meiner Autofahrerlaufbahn, bei dem ich Bedenken habe ihn überhaupt zu befahren. Deshalb gehe ich erst einmal die ersten 2-3 Kehren zu Fuß ab um mir ein Bild von dem Zustand der ganzen Sache zu machen. Denn wenn ich einmal losgefahren bin, gibt es kein zurück mehr. Schwindel hin, Bedenken her.


An der ersten Kehre

Da kommt ein Auto. Ein handelsüblicher Honda kommt in den Pass heruntergefahren. Das ist der Beweis: offenbar bestehen Überlebenschancen, wenn man den Pass befährt ;-) .

Jetzt also nichts wie zum Auto zurück und los. Kehre um Kehre schraubt sich die Strecke nach oben. Seitliche Begrenzungen sind nur teilweise mal vorhanden. Ich halte mich möglichst im sicheren Abstand zum Abgrund. Gefühlt hören die Kehren überhaupt nicht auf. Weiter und weiter schraubt sich die Straße in den Himmel. Aber das Navi zeigt, dass ich gleich oben bin. War doch gar nicht so schlimm.



Oben befindet sich dann ein kleines Dorf. Dort sind die Straßen eben so eng. Für die Dorfbewohner müsste es also ein Teil der täglichen Wegstrecke sein, diese Straße zu befahren.




So ist für mich die Fahrt zurück fast schon Routine. Hupen vor jeder Kehre bietet sich an. Vielleicht kommt ja doch einmal einer entgegen. Das passiert allerdings nicht.

Unten im Tal brandet der endlose Verkehrsstrom auf der Autobahn. Der Kontast könnte kaum größer sein. 

Dieser kleine Zusatzausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt! Da sich in dem Tal weiter südwestlich auch noch ähnliche spektakuläres Straßen befinden, werde ich später einmal wiederkommen. Mit dem Motorrad.


Sonntag, 29. Mai 2016

Frankreich extrem, Tag 2 (Teil 1)

Freitag, 27.5.2015

Nach dem Frühstück gleich raus vor das Hotel und die 80er von dem Anhänger abladen. Schaue gerade so, welche der Befestigungen ich wohl als erstes löse, da sehe ich etwas bzw. ich sehe nichts! Und zwar genau dort, wo sich sonst der Kerzenstecker am Motor befindet. 


Da ich nun mit Startschwierigkeiten rechne, verzichte ich vorerst aufs Abladen und überlege. Mist, verdammter auch! Ist der vom Fahrtwind abgeflogen?? Kann doch wohl nicht sein. 

Ein netter, älterer Herr aus der deutschen Busreisegruppe, die im Hotel genächtigt hatte spricht mich an. Ob das eine Enduro wäre.  Nein, nein, sage ich, nur so eine Art Moped, leider ohne Kerzenstecker. Er klärt mich auf, dass der nur geklaut worden sein kann. Am Bus hätte sich auch gestern schon einer in dreistester Manier direkt auf einem Rastplatz zu schaffen gemacht...

Ok, jetzt wird gegoogelt. "Motorcycler Dealer" oder sowas gebe ich ein. Vielleicht ist ja ein Yamaha Vertragshändler dabei. Da fällt mein Blick auf einen Roller- und Scooter-Händler. Das ist doch genau richtig! Wenn der keine Stecker für so einen kleinen Zweitaktmotor hat, dann weiß ich es auch nicht. 

Also hin da. Zum Glück habe ich ein Auto mit... Mir wird perfekt geholfen. Eine halbe Stunde später springt der alte Hobel wieder an. Läuft, wie ne Eins. Super!!

Dann geht Tour los. Endlich weht mir wieder der warme, "südliche" Fahrtwind ins Gesicht. Herrlich! Um von Hotel in Montbonnot-Saint-Martin (13 km östlich von Grenoble) ins Vercors zu gelangen, muss ich mich durch die Innenstadt quälen, oder die autobahnähnliche Südumgehung nutzen. Ich entscheide mich für das Letztere. Die RD rennt knapp 90 Sachen als wolle sie selbst in die Berge...


An der Avia-Tankstelle auf der Südumgehung von Grenoble fällt mir auf, dass die Eingangstür Beschläge hat wie Fort Knox. Und ich dachte immer, in den Alpen gibt es keine bösen Menschen...

Dann wieder runter von der Piste, sie hat ihren Dienst erfüllt. Erstes Ziel oben im Vercors: Lans-en-Vercors. Nö, nicht die Strecke, die alle nehmen. Ich wähle die ruhige und ggf. steilere D 106 über Seyssins. 

Schon nach wenigen Kehren liegt mit Grenoble zu Füßen.  Ein Anblick, wie beim Landeanflug. Seyssins ist so akkurat, adrett und aufgeräumt. Ja, ist denn das schon wieder die Schweiz? Nein, auch die Franzosen können Schweiz. Ein bildschöner Ort bei Kaiserwetter. 

Die Straße ist steil. Die RD kämpft sich (und mich) mit rund 30 km/h hoch. In der Passhierarchie können wir uns zwischen Radfahrern und Bussen einordnen. 


Oberhalb Seyssins: die Radfahrer hatte ich doch gerade mühevoll bezwungen..!

Oben auf dem Plateau angekommen erreiche ich Lans-en-Vercors.


Der Marktplatz von Lans-en-Vercors 

An Villard de Lans vorbei folge ich nun der D 531. Diese führt durch eine märchenhaft anmutende Schlucht. Schatten. Auf der Straße bilden sich unterhalb der Felsvorsprünge große Wasserlachen, es regnet dort regelrecht. Links der Straße ein aufgestauter Bach. Ich atme die erfrischend kühle, feuchte Luft ein. 


In der Märchenschlucht

Fahren mit allen Sinnen. Das sind Eindrücke, die dem Autofahrer verborgen bleiben. Apropos: Es sind kaum Autos unterwegs. Ab und zu überholen Motorräder oder kommen entgegen. Ich freue mich, dass viele grüßen, obwohl mit 'ner Achtziger unterwegs bin. 

Hinter Villard de Lans halte ich
mich an der Verzweigung links und wechsele von der D 531 auf die D 103, die mich zu den "Le Grands Goulets" führen wird. Dort erwartet mich ein ziemlich beeindruckender neuer Straßentunnel. Der führt ein einer Linkskurve abwärts direkt ins Gebirgsmassiv. 


Als ich gerade einfahren will, bemerke ich wie mit dort eiskalte Luft mit hoher Geschwindigkeit entgegenströmt. Wie ein gigantischer Eisluftfön!

Den Tunnel passiert, fliege ich abwärts nach Pont-en-Royans.


Was für ein hübscher Ort. Ich beschließe, hier nachher einen Kaffee zu trinken. Aber vorher lockt ein wahrer Höhepunkt, die Route de Presles!!


Hier geht es rauf nach Presles


Ab hier gilt absolutes Halteverbot

Als ich dieses Foto mache, wird meine kaum noch steigerungsfähige Urlaubs- und Abenteuerstimmung jäh getrübt. 

Der Motor gibt so komische Geräusche von sich, so ein Klockern wie Metall auf Metall. Das gefällt mir überhaupt nicht!! Ach was denke ich, jetzt MUSS ich weiter bergauf, sonst verpasse ich das Beste! So ein Zweitakter ist doch angeblich unzerstörbar. Also los alte RD, zeig es dem Berg!!

Wegen des absoluten Halteverbotes mache ich vom grandiosesten Teil der Route (fast) keine Fotos. Schließlich halte ich ich an die Verkehrsregeln! Die Schweiz hat mich geläutert... 



Da verweise ich besser auf die geniale Website, die jeder Motorradfahrer kennen sollte: www.dangerousroads.org !!! Vor allem die Kartensuche ist dort klasse und zeigt auf, das es fast überall dangerous roads gibt, außer in Norddeutschland. 

So erreiche ich die friedlich da liegende Hochebene von Presles und fahre den Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn. 


Das ist Presles


Bevor es wieder bergab geht, mache ich hier Pause. Was für ein Fernblick! Kein Auto, mein Mensch weit und breit. Die ganze Zeit, in der ich dort raste.


Dann lasse ich den mittlerweile sehr lauten Motor aus und rolle bergab nach St. Pierre de Cherennes. Von dort aus möchte ich auf anderer Route für 'nen Kaffee eigentlich nach das schöne Pont-en-Royans zurück. Aber es kommt anders. 

Ein paar Kreuzungen weiter ist das Klockern aus dem Motor derart laut geworden, dass ich jede Minute mit dessen Ableben rechnen muss. Ich sollte besser zusehen, dass ich mit der RD überhaupt noch das Hotel erreiche. Außen um die Berge herum, versteht sich. So mache ich es dann auch. Immer noch besser, als irgendwo in der Pampa liegen bleiben. Habe ja schließlich keinen Wanderurlaub in Motorradkluft gebucht!


Mit 60 bis 70 km/h tuckere ich nach Grenoble zurück. Außen vorbei an weiteren tollen Strecken, wie dem Canyon des Écouges. Nein, ich fasse es nicht. Das ist wirklich schade, um es vornehm auszudrücken. 

Ca. 3 km vor dem Hotel geht der Motor während der Fahrt aus. Ich rolle direkt auf Höhe einer Bushaltestelle aus. Beim (Kick-)starten dreht der Motor, aber er gibt keinen Pieps von sich. Hmm, jetzt Busfahren!? Nein, das ist irgendwie unwürdig. Wo ist das Bordwerkzeug? Was taten wir in den alten Mofazeiten als erstes, wenn der Bock seinen Dienst einstellte? Klar doch, Zündkerze raus und checken. Die sieht gut aus. Rehbraun. Elektrodenabstand gut. Der Voreigentümer hat eine gebrauchte Zündkerze im Bordzeug hinterlassen. Dank sei ihm. Die drehe ich jetzt ein. Trete sie an, läuft. Jetzt schnell weiter, ehe sie es sich anders überlegt... das Klockern ist immer noch da aber ich komme im Hotel an. Noch mal gut gegangen. 

Freitag, 27. Mai 2016

Frankreich extrem, Tag 1


Donnerstag, 26. Mai 2016, Tag 1

Udo Lindenberg würde sagen: diese Motorradreise hat keine Eier. Und damit hätte er vielleicht Recht. Klar, weicheimäßig mit der Limousine anreisen und dann auch noch ins Hotel gehen. Aber dieses Mal soll es ausnahmsweise ein bisschen komfortabel sein. Außerdem will ich es einfach mal ausprobieren.
Kaum auf der Autobahn A7, schnürt ein schwerer BMW Boxer in Tourer Version, besetzt mit zwei Personen, an mir vorbei, circa 130 km/h. Dagegen bin ich ja eine ziemliche Schnecke. Aber ich sitze besser. Außerdem kann ich Musik hören. Wer als Norddeutscher mit dem Motorrad in die Alpen will, muss eben erst einmal einfach Kilometer machen. Oder er muss Zeit mitbringen. Letzteres geht grad nicht. 

Da die 34 Jahre alte Honda CB 250 RS temporär wegen Inkontinenz verhindert ist, muss nun (leider) die 34 Jahre alte Yamaha RD 80 MX herhalten. Die ist mit ihrem Motörchen nicht gerade perfekt für so ein Vorhaben. Aber um die 80 kg sind ein Argument, wenn es darum geht das Ding alleine auf und vom Hänger zu hieven. Egal, ich mache aus den 6,8 PS eine Tugend und werde mal sehen, ob man damit überhaupt diese extrem Straßen herauf kommen kann. Zur Not muss ich eben schieben. Oder besser: umdrehen. Dann geht's ja runter...

Das Fahren ist eigentlich nur Arbeit. 


Grenoble, ich komme!


Komisch, warum denke ich jetzt an Ost-Berlin?

Irgendwann treffe ich in diesem Schuppen ein, der irgendwo zwischen Ibis-Budget-Trostlos und einem richtigen Hotel zu klassifizieren ist. Jetzt nur schlafen.


Auf dieser Seite des Hotels wirkt alles ganz ruhig...


Funktioniert leider nicht so richtig. Direkt unterm Fenster ist so eine Art Disco mit Biergarten. Wer hat das denn geplant??? Wohlgemerkt, das Hotel ist relativ neu und liegt in einem Gewerbegebiet. 

Dann nutze ich die Zeit eben für ein intensives Kartenstudium. Morgen möchte ich ins Vercors, gleich westlich von Grenoble gelegen. Da locken die tollsten Straßen und Abgründe. 

Dienstag, 24. Mai 2016

Frankreich extrem, Tag 0

Dienstag, 24.05.20

Das ist doch mal eine Überschrift, die interessant ist. Frankreich extrem... 5 Tage Urlaub freigeboxt... 


aber keine Lust auf die "Ochsentour", sprich Anreise und hunderte von Kilometern auf Autobahnen. Deshalb habe ich schon mal einen kleinen Motorradanhänger reserviert. Autoreisezug individuell sozusagen. Fährt direkt zum Zielort. Und dort könnte ich, so der Plan, mit dem Motorrad ohne Gepäck die Gegend erkunden. 


Das ist das Motorrad der Wahl. 139 KG, 17 PS, Handling unschlagbar. Vor ein paar Tagen war sie endlich fertig. Neuer (gebrauchter) Motor, insgesamt überholt. Leider ging sie dann gleich am Folgetag retour in die Werkstatt, da der Vergaser tropft und der Bremszylinder undicht ist